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Botschaft des Vizepremierministers, Ministers für Kultur und nationales Erbe Herrn Prof. Piotr Gliński anlässlich des 75. Jahrestags der Befreiung des nazideutschen KZ-Systems Mauthausen-Gusen.

06.05.2020

Heute jährt sich die Befreiung der deutschen Konzentrationslager Mauthausen und Gusen zum 75. Mal. Jener Lager, in denen fast während der gesamten Dauer ihres Betriebs polnische Staatsbürger die zahlreichste nationale Gruppe waren.

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Leider ist es uns aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie nicht beschieden, alle Opfer von Gusen und Mauthausen sowie Opfer aller anderen Lager gemeinsam dort, vor Ort, zu ehren und zu würdigen.

Unter diesen schwierigen Bedingungen stehen wir vor einer gewaltigen Herausforderung, nämlich der, wie wir das Andenken an die Ermordeten in Ehren halten können.

Denn es fällt leichter, wenn man eine Kerze anzündet, Blumen niederlegt, sich verbeugt, und wenn all dies von einem Moment des Nachdenkens begleitet wird.  Es ist aber schwieriger, wenn es darum geht, im Alltag Zeit zu finden, sich der Opfer zu erinnern und ihrer zu gedenken. In einem Alltag, der ja so anders ist als sonst.

Vor 75 Jahren wurden die Häftlinge von Mauthausen und Gusen aus der schrecklichen Hölle der Konzentrationslager befreit, wo sie oft jahrelang gefangen gehalten wurden.  Das Ausmaß der Gräueltaten, die sie erlebt haben, ist nicht nachvollziehbar, sowohl menschlich als auch zivilisatorisch. Dem Tag ihrer Befreiung waren Jahre der Quälerei und Erniedrigung vorausgegangen! 

Deshalb ist es unsere Pflicht, uns an ihre Schicksale zu erinnern! Es lohnt sich jedoch, dass diese Erinnerung auch ihre materielle Dimension in Form eines würdigen Gedenkens erhält. Gedenken bedeutet auch, die Würde der Opfer wiederherzustellen, es ist Respekt, es ist endlich Liebe für einen anderen Menschen! Es ist eine Sühne, eine Manifestation der Werte, die die Folterer im Lager und ihre Auftraggeber mit Füßen treten wollten.

Erweisen wir heute allen Opfern von Gusen und Mauthausen, aber auch den Opfern anderer Lager, unsere Ehre! Halten wir die Erinnerung an sie wach, so wie ihre Gefährten im Elend, die es geschafft haben, diese Hölle auf Erden zu überleben, es taten und weiterhin tun. Danken wir ihnen allen, dass es ihnen trotz der Traumata gelungen ist, ein gutes und würdiges Leben zu führen! Sie und Ihre Mitbrüder im Elend sind es, die seit Jahren für die Wahrheit Zeugnis ablegen.

Wir werden nicht ruhen, Ihr Werk fortzusetzen, das darin besteht, das Gedenken an die Opfer zu pflegen. Das sind wir den Ermordeten, aber auch Ihnen, liebe ehemalige KZ-Häftlinge, schuldig! Wir möchten Sie vergewissern, dass das Werk Ihres Gedenkens Fortsetzer finden wird, die nicht zulassen werden, dass Ihre Geschichte und die Ihrer Mitbrüder vergessen oder verfälscht wird!

Würden wir das Gedenken an die Opfer aufgeben, würden wir das fallenlassen, was im tiefsten Sinne das Wesen unserer Zivilisation ausmacht. Denn das Gedenken an die Opfer ist in der Tat eine sichtbare Bestätigung für die Anerkennung der Wahrheit über die dem Menschen innewohnende Würde, die sich aus seiner Transzendenz gegenüber der Welt ergibt. Diese Würde ist unveräußerlich, auch wenn die Welt um uns herum völlig unmenschlich geworden sein mag. Dieser personalistische Charakterzug unserer Zivilisation ist von besonderem Wert und lässt Polen stets der Opfer der Lager Mauthausen und Gusen gedenken.

 

Vizepremierminister, Minister für Kultur und nationales Erbe

Prof. Piotr Gliński

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