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Literaturnobelpreis für Olga Tokarczuk

10.10.2019

Die polnische Schriftstellerin und Aktivistin Olga Tokarczuk erhält den Literaturnobelpreis für ihre „erzählerische Vorstellungskraft, die mit enzyklopädischer Leidenschaft das Überschreiten von Grenzen als Lebensform repräsentiert“.

Olga Tokarczuk

„Ich beglückwünsche Olga Tokarczuk, eine unumstrittene Botschafterin der polnischen Kultur, sehr herzlich“, sagte Außenminister Czaputowicz.

Olga Tokarczuk wurde am 29. Januar 1962 in Sulechów bei Zielona Góra (Grünberg) in einer Lehrerfamilie geboren. Ihr Vater betreute außerdem die Schulbibliothek, in der sich das Interesse seiner Tochter an Literatur entwickelte. Danach studierte sie Psychologie an der Universität Warschau. Nach dem Studium ging sie nach Wrocław (Breslau) und später nach Wałbrzych (Waldenburg), wo sie als Therapeutin arbeitete. Seit 1998 lebt sie in dem kleinen Dorf Krajanów bei Nowa Ruda (Neurode).

Tokarczuk hat 17 Bücher geschrieben: Romane, Erzählbände, Essays und Drehbücher. Ihr erster Roman mit dem Titel Podróż ludzi księgi (Reise der Buchmenschen) erschien 1993, wurde in Polen gut aufgenommen und als bestes Debüt ausgezeichnet. Einen großen Erfolg erreichte die Autorin mit ihrem dritten Roman u.d.T. Prawiek i inne czasy (Ur und andere Zeiten), der 1996 veröffentlicht wurde. Die Familiensage spielt in dem mythischen Dorf Prawiek (Ur) im Zentrum Polens, das unter dem Schutz der vier Erzengel steht. Das Buch wurde in viele Sprachen, darunter ins Deutsche, übersetzt und international berühmt.

Die nächste Publikation, Dom dzienny, dom nocny (Taghaus, Nachthaus) von 1998, setzt sich aus Erzählungen und Bildern zusammen und schildert eine durch viele Kulturen, Menschenschicksale und Perspektiven geprägte Region. Für ihren 2007 erschienen, von Landkarten inspirierten Roman Bieguni (Unrast) wurde Tokarczuk 2018 der Man Booker International Prize verliehen.

2009 wurde der in der Erzählkonvention eines Krimis verfasste Roman Prowadź swój pług przez kości umarłych (Der Gesang der Fledermäuse) herausgegeben. Er wurde von der Regisseurin Agnieszka Holland u.d.T. Pokot (Die Spur) verfilmt und stand auf der Shortlist der Nominierungen zum Man Booker International Prize 2019.

Ihr Opus magnum aus dem Jahr 2014, der beeindruckende historische Roman Księgi Jakubowe (Die Jakobsbücher) erzählt die Geschichte des Juden Jakob Frank, der im 18. Jahrhundert als religiöser Anführer seine Landsleute zum Katholizismus bekehrte.

Olga Tokarczuk gehört gegenwärtig zu den angesehensten und in kommerzieller Hinsicht erfolgreichsten polnischen Autorinnen. Ihr wurden zahlreiche Preise verliehen, so der Preis der Polnischen Herausgebervereinigung, der Preis der Kościelscy-Stiftung, der Internationale Literaturpreis des Kulturhauses Stadsteatern in Stockholm. Zweimal, 2008 und 2015, wurde sie mit dem Literarischen Nike-Preis ausgezeichnet, fünfmal mit dem Nike-Publikumspreis. Die von Maryla Laurent übersetzten Jakobsbücher wurden 2019 mit dem Prix Laure Bataillon Award für die beste Übersetzung ins Französische geehrt.

Am 10. Oktober 2019 gesellte sich Olga Tokarczuk zu den anderen polnischen Preisträgerinnen und Preisträgern des Nobelpreises für Literatur: Henryk Sienkiewicz, Władysław Reymont, Isaac Bashevisa Singer, Czesław Miłosz und Wisława Szymborska.

Fot. Maciej Kulczycki/PAP

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